Okinawa ist auf dem japanischen Festland neben seinen traumhaften Stränden und dem türkisblauen Meer vor allem für seine amerikanischen Militärstützpunkte bekannt. Der Einfluss der ehemaligen Besatzungsmacht ist auch heute noch an vielen Ecken der Insel spürbar.
Im April 1945 – also vor genau 80 Jahren – begannen die amerikanischen Truppen im zweiten Weltkrieg ihre Invasion auf Okinawa. Dabei wurde ein Drittel der Bevölkerung der Insel getötet, die Überlebenden wurden in Internierungslagern untergebracht. Währenddessen begannen die Amerikaner erste Militärbasen zu errichten. Nach dem Krieg befand sich Okinawa 28 Jahre lang, bis 1972, unter amerikanischer Verwaltung.
Noch immer befinden sich überproportional viele Militärstützpunkte auf Okinawa. Sie nehmen 15% der Hauptinsel Okinawas ein.
Der Hintergrund ist natürlich deutlich komplexer – man darf weder Japans Rolle im zweiten Weltkrieg vergessen, noch unter den Tisch kehren, dass das Königreich Ryūkyū (琉球王国 Ryūkyū Ōkoku), welches Okinawa umfasste, erst 1879 von Japan annektiert und seine Kultur beinahe ausgelöscht wurde.
Auf Okinawa gibt es durch diese amerikanische Präsenz – es sind derzeit etwa 80.000 Personen – Dinge, die man auf den anderen japanischen Hauptinseln eher nicht oder zumindest nicht in dieser Konzentration findet. Das sind nicht nur zweisprachige Hinweisschilder auf den Straßen oder Autos mit Buchstaben des Alphabets (A und Y) im Nummernschild, sondern auch so profane Sachen wie die Burgerkette A&W.
A&W eröffnete seinen ersten Laden auf Okinawa 1963, viele Jahre bevor McDonald’s nach Japan kann. Damit gilt es als ältester Fastfoodladen Japans. Anders als McDonald’s hat A&W es aber nicht in die anderen japanischen Präfekturen geschafft.
Von den 23 Läden in Okinawa ist der in Makiminato der schönste und zieht deswegen viele Besucher an. Als wir am Freitagnachmittag ankamen ging die Schlange bis vor die Eingangstür und Touristengruppen wechselten sich dabei ab, sich vor dem Gebäude fotografieren zu lassen. Es sieht aber auch einfach gut aus.

Wir bestellten Burger (dankenswerterweise gibt es auch kleine Versionen), Pommes und Root Beer. Letzteres hatte ich noch nie getrunken, aber es roch wie die Umschläge gegen Muskelschmerzen, die in Japan sehr beliebt sind. Soll heißen: Eher unangenehm. Der Geschmack war dann auch eher gewöhnungsbedürftig.


Die Burger und Pommes waren ganz normale Burger und Pommes. Nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. Dafür stimmt das Ambiente.
Ums Ambiente ging es auch bei dem zweiten Ort, den wir ansteuerten. Das American Village befindet sich auf dem ehemaligen Flugplatzgelände der amerikanischen Armee. Es ist eine Einkaufsgegend, die an Amerika erinnern soll.

Nun muss ich zugeben, die USA noch nie besucht zu haben, aber ich bin mir nicht ganz sicher, wie authentisch das American Village ist.
Immerhin gibt es neben haufenweise Souvenir- und Bekleidungsläden auch einen Ableger der Eiscreme-Marke Blue Seal. Diese eröffnete 1948 ihre erste Fabrik auf Okinawa und produzierte bis 1963 exklusiv für die amerikanischen Streitkräfte. Inzwischen befindet sich Blue Seal in japanischer Hand und man kann das Eis auch in Tokyo und anderen Städten außerhalb Okinawas essen.

Neben den gewöhnlichen Eissorten wie Schokolade oder Vanille gibt es auch einige, die eindeutig amerikanisch sind – San Francisco Mint Chocolate – und einige, die eindeutig aus Okinawa stammen – Shiiquasa Sherbet oder Okinawa Ta-Imo Cheese Cake.

Ein kleines Highlight für Besucher ging leider Ende März zuende. An vielen Ecken konnte man im American Village auf Pokémon treffen. Einige waren ziemlich gut versteckt und wir haben auch nicht alle gesehen. Aber sicherlich wird es auch in Zukunft anderswo wieder ähnliche Projekte geben. 🙂


Für mich waren die amerikanischen Einflüsse interessant, aber auch ein wenig wunderlich. Mir war natürlich vorher klar gewesen, dass es in Japan amerikanische Militärstützpunkte gibt, aber in dieser Intensität hatte ich das bisher noch nie erlebt.
Auf unserem Weg zurück nach Sesoko fuhren wir an Stützpunkten vorbei, auf denen kleine identische Häuser mit für meine Augen amerikanisch anmutenden Vorgärten standen und überholten amerikanische Schulbusse. Während in Tokyo internationale Vielfalt zum Alltag gehört, ist Okinawas ausländische Bevölkerung stark von US-Amerikanern geprägt.
Wer weiß, wie es mit den amerikanischen Truppen auf Okinawa weitergehen wird, aber ihre Spuren haben sie auf jeden Fall hinterlassen.