Am ersten Morgen in Matamata hatten wir einen Termin, aber da wir generell immer ziemlich früh aufstehen, schafften wir es dennoch ein großes Frühstück zu essen.
Der Plan war eigentlich, auf der Terasse zu essen. Wir brachten also Teller und Schüsseln nach draußen, setzten uns auf die Sessel und mussten plötzlich überrascht feststellen, dass unsere Hintern nass waren. Durch den Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht hatten sich die Sitzpolster mit Wasser vollgesogen. Nach dem Foto ging es also schnurstracks wieder nach drinnen, um im Trockenen zu frühstücken.
Unser Ziel war der etwa 40 Minuten entfernte Maungatautari oder Sanctuary Mountain. Dabei handelt es sich um einen umzäunten Berg, was erst einmal eigenartig klingt.
In Neuseeland gab es ursprünglich keine Säugetiere. Stattdessen war das Land reich an Vögeln, die sich in die natürlichen Nischen, die Säugetiere bei uns besetzt haben, ausbreiteten. Ohne Säugetiere gab es auch kaum Feinde für Vögel, was zu flugunfähigen Vögeln wie dem weltbekannten Kiwi oder dem vom Aussterben bedrohten Kakapo (adoptiert einen! Wir haben letztes Jahr Felix adoptiert. :)) geführt hat.
Als Siedler aus Europa auf die Insel kamen, brachten sie alle möglichen Säugetiere mit. Rehe, um sie zu jagen, Opossums (Opossen?) für ihr Fell, und alle möglichen anderen Tiere auch, denn wenn man ein Ökosystem zerstören will, darf man sich nicht zurückhalten.
Der Maungatautari ist eingezäunt und auf große Teile frei von Säugetieren. In dem Southern Enclosure, in dem wir waren, gibt es nicht einmal Mäuse. Dafür sorgt einerseits dieser fantastische Zaun, durch den nichts kommt, und andererseits ein großes Netz aus Freiwilligen. Eine dieser Freiwilligen, Rosie, führte uns gegen ein kleines Entgeld (inklusive Eintritt 90$ oder ca. 54€) in den Urwald.
Ich weiß nicht, ob ich schon jemals vorher in einem richtigen Urwald war, aber die Bäume und Atmosphäre ist nicht mit den Wäldern, in denen wir uns normalerweise herumtreiben, zu vergleichen. Allein die Dimensionen sind schon ganz andere. Hier wachsen Pflanzen um und auf Bäumen und der Wald insgesamt ist einfach unglaublich dicht.
Rosie erzählte uns von den Pflanzen und darüber, wie die Flora und Fauna Neuseelands ein geschlossenes und voneinander abhängiges System bilden. Es besteht zum Beispiel ein Zusammenhang zwischen der Fülle von Rimu-Beeren, den Früchten des Rimu-Baums, und dem Paarungsverhalten der Kakapos. Nur wenn es genug Rimu-Beeren gibt, pflanzen sich die Vögel fort.
Apropos Vögel: Während unseres gesamten Aufenthalts waren wir von unablässigem Vogelgezwitscher umgeben, welches Rosie für uns zuordnete. Als wir gerade auf einer Holzkonstruktion zwischen den Baumwipfeln standen, erzählte sie uns plötzlich, dass die Kakas gerade ihr Zuckerwasser bekommen hätten.
Kakas sind neuseeländische Papageien. Ursprünglich waren neuseeländische Falken, von denen wir auch außerhalb von Maungatautari einige sehen konnten, die einzigen Fressfeinde der Kakas. Um nicht von der Luft aus gesehen zu werden, haben Kakas ein farblich etwas langweiliges Gefieder, doch wenn sie ihre Flügel ausweiten, sind darunter leuchtend rote Federn.
Wir verbrachten den Rest unserer Zeit also damit Kakas und andere wilde Vögel im Gebüsch ausfindig zu machen. Wir sahen einen Hihi (Stitchbird), einen Korimako (Bellbird) und viele Toutouwais (New Zealand Robin). Was man an den Namen schön sieht: In Neuseeland werden viele Namen aus der Sprache der Maori benutzt. Generell hatte ich das Gefühl, dass die Kultur der Maori sehr ernstgenommen wird.
Für mich war der Besuch im Maungatautari einer der Höhepunkte einer wunderschönen Reise. Der Wald und das Engagement der Freiwilligen haben mich sehr beeindruckt. Falls ihr mal in der Nähe vom Hobbit-Set sein solltet, ist der Besuch auf jeden Fall den Abstecher wert. Durch eine Führung erfährt man viele Dinge, die man sonst nicht erfahren würde, aber wenn man dafür keine Zeit hat gibt es auch umfangreiche Informationstafeln im Wald.
Wir stiegen wieder ins Auto und fuhren weiter in den Süden…