Unser Plan für Sonntag war ein sehr simpler: Wir wollten zum Taipei 101, dem fünfthöchsten Wolkenkratzer der Welt mit 508 Metern Höhe und 101 Stockwerken.
Als wir vor zwei Jahren in Taipei waren, musste man noch recht beschwerlich vom Bahnhof 市政府 (Taipei City Hall) zum Taipei 101 laufen. Im Herbst 2013 wurde die rote Bahnlinie von 中正記念堂 (Chiang Kai-Shek Memorial Hall) nach 象山 (Xiangshan; Elefantenberg) verlängert, und das Taipei 101 bekam seine eigene Bahnstation.
Uns erinnert das Gebäude vom Aussehen her ja immer ein wenig an eine dieser Schokoladenfontänen. 😉
Zwar war der Himmel wolkenverhangen, aber noch immer wirkte es nicht so richtig, als würde wirklich ein Taifun die Stadt treffen.
Einen kurzen Fußweg vom Taipei 101 entfernt befindet sich das 四四南村 (ich kann leider kein Chinesisch umschreiben, aber es bedeutet so etwas wie “Dorf 44 Süd”), das 1948 als erstes Militärdorf Taiwans erbaut wurde. Es beherbergte damals die Arbeiter der Rüstungsfabrik 四十四兵工場 und ihre Familien, wurde dann aber im Zuge der Stadtentwicklung verlassen.
Ich wäre aber auch weggezogen, unter anderem gab es in den Wohneinheiten kein fließend Wasser, keine Toiletten und für jeden Haushalt waren nur etwa 33qm vorgesehen. 1999 hat wohl ein Feuer einen Großteil des Dorfes zerstört, der Rest wurde aber erhalten und wird heute als Eltern-Kind-Zentrum und Bürgerzentrum genutzt. Außerdem gibt es dort ein sehr hübsches Café mit angeschlossenem Laden, in dem man taiwanesische Produkte wie Tee, Honig, getrocknetes Fleisch, Postkarten, Geschirr und Dekorationsgegenstände kaufen kann.
Das Dorf an sich ist alt und heruntergekommen, wirkt aber durch die farbigen Türen und Fensterrahmen trotzdem total nett. 🙂 Auch hier ist der Eintritt kostenlos, und an manchen Tagen findet wohl auch ein Markt statt.
Um die Mittagszeit herum machten wir uns auf den Weg zum 鼎泰豊 (Din Tai Fung) im Untergeschoss des Taipei 101.
Dummerweise hatten alle anderen die selbe Idee, und so wurden uns 90 Minuten Wartezeit vorhergesagt. Gar kein Problem, dann tingelt man eben ein wenig durchs Kaufhaus.
Das hat übrigens vor allem in den oberen Etagen nur Luxusmarken und ist dort sehr schwach besucht, während sich in den Untergeschossen mit den bezahlbaren Dingen die Menschenmassen tummeln. Nachdem wir eine Runde gedreht hatten befanden sich nur noch zehn andere Gruppen vor uns, und kurze Zeit nachdem wir den Bestellzettel ausgefüllt hatten, waren wir schon an der Reihe. Das waren auf jeden Fall keine 90 Minuten. 😉
Während wir aßen sah ich, wie es plötzlich anfing zu regnen. Nicht zu stark, aber wir beschlossen dennoch zurück zum Hotel zu fahren und abzuwarten. Müde waren wir vom Essen sowieso. In 西門 (Ximen) liefen wir noch kurz zum MAC, einem Kosmetikladen, und setzten uns dann in ein Taxi, weil wir nicht im Regen zum Hotel laufen wollten. Taxen in Taipei sind einfach günstig.
Um ehrlich zu sein war ich nach zwei Tagen chinesischen Essens ziemlich davon gelangweilt. Wahrscheinlich lag es nur an unserer schlechten Auswahl von Speisen, aber mir fehlte das Gefühl etwas wirklich frisches zu essen.
Als Gegenmaßnahme stiegen wir in ein Taxi in Richtung Smith & Hsu, das mir von einer Freundin empfohlen worden war.
Inzwischen hatte sich der Regen in Platzregen verwandelt, den wir vom Fenster aus beobachten konnten.
Bevor man bei Smith & Hsu seinen Tee bestellt, bekommt man ein riesiges Tablett mit haufenweise kleinen Fläschchen, damit man sich durchschnuppern kann. Eine ziemlich nette Idee, zumal etwa 50 verschiedene Sorten angeboten werden.
Ich entschied mich für Chocolate Chip Mint Tea, mein Mann bestellte einen Eistee mit Früchten und beide nahmen wir noch Kuchen dazu.
Die Teekannen, Tassen und Becher, und den Tee selbst kann man übrigens im Laden auch kaufen. Fast hätte ich mich hinreißen lassen eine Teekanne zu kaufen, es war dann aber leider doch etwas zu teuer. 🙁
Der Laden ist sehr simpel gehalten und wirkt absolut nicht chinesisch, ist also sicher keine “total authentische chinesische Tee-Erfahrung”, aber so etwas hatten wir schon am Vortag erlebt und das moderne Taiwan mit seinen modernen Cafés mag ich auch sehr gern. 😉 Falls ihr mal in der Nähe seid, auf jeden Fall vorbeischauen!
Bei Tee lässt es sich natürlich auch wunderbar plaudern, als wir endlich fertig waren hatte der Regen etwas nachgelassen und wir liefen zum 台北車站 (Taipei Main Station) um dort zu Abend zu essen. Dummerweise sind die meisten Restaurants dort Japanisch. Wir fanden aber dennoch regionale Küche und aßen Nudeln und Teigtaschen. Diese kleinen, taiwanesischen Läden sind wirklich unglaublich günstig, für uns beide zahlten wir 140NT$ (ca. 3,60€).
Gestärkt wollten wir gerade den Heimweg antreten, als wir einen Blick nach draußen wagten: Stärkster Platzregen, in dem man selbst mit Schirm blitzschnell klatschnass werden würde.
In dem Mistwetter waren die Taxen natürlich auch rar, weswegen wir ziemlich warten mussten und selbst der kurze Weg von der Überdachung am Bahnhof zum Taxi bereitete mir nasse Socken.
Sobald wir im Hotel angelangt waren also sofort ausziehen, heiß duschen und ins Bett, wo wir irgendeinen superschlechten amerikanischen Film sahen.
Regen ist eben am besten, wenn man nicht draußen ist. 🙂
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