Ich rede Erdbeben gern herunter. Wirklich, die meisten Erdbeben bekomme ich nicht einmal mit.
Wie ihr vielleicht schon in Radio, Fernsehen und sonstwo mitbekommen habt, gab es heute um kurz nach fünf (Ortszeit) ein etwas stärkeres Beben. Das war recht beeindruckend, weil ich grade beim Koreanischunterricht in einem Café mit freischwingenden Lampen war, und die natürlich durch die Gegend schwangen, als gäbe es kein Morgen. Die Stärke war auch gar nicht so schrecklich, sondern die Länge. Solang es noch andauert kann es nämlich auch noch stärker werden. Super Aussichten!
Während in Deutschland von Magnitude 7.3 im Epizentrum die Rede ist, ist es in Japan (auf dem Land) aber höchstens ein “震度 (Shindo, Bebengrad) 5 (schwach)”-Beben gewesen. Japan nutzt die JMA-Skala (JMA steht für Japan Meteorological Agency), die in zehn Grade von 1 bis 7 unterteilt ist. Auf Wikipedia gibt es zu den Stufen eine gute Zusammenfassung.
Eine typische Erdbebenkarte sieht dann übrigens so aus wie oben. Das Kreuz markiert das Epizentrum, und von dort aus abgestuft wird für einzelne Gebiete der Shindo angezeigt. Für die meisten Leute ist Shindo einfacher verständlich als Magnituden, zumal man auf der Karte auch direkt sieht, wo das Erdbeben wie stark angekommen ist.
Bei uns* war es Shindo 4 (hängende Lampen wackeln, Geschirr geräuscht, manchmal merkt man es auch im Auto). Zusammen mit dem Beben heute Morgen um halb sechs (Shindo 2), das meinen Mann und mich aufgeweckt hat, ist das nicht ganz so schön. Im Café haben meine Lehrerin und ich uns auch schon aufs Flüchten vorbereitet (alles in die Taschen und Jacken an), aber irgendwann hörte es auf zu rütteln.
* Im Osten Tokyos und in Chiba
Auf dem Weg nach Hause fuhren die Bahnen mit stark verringerter Geschwindigkeit, ich weiß nicht genau warum, kann mir aber vorstellen, dass auch eine Bahn schneller vor durchs Beben auf die Gleise gelangte Hindernisse abbremsen kann, wenn sie nur 20km/h fährt. Natürlich lief bei einigen Linien gar nichts mehr, weil erst einmal eine Sicherheitsüberprüfung stattfand, zum Glück habe ich es aber mit nur 30 Minuten Verspätung nach Hause geschafft.
Ich hoffe, dass es das jetzt erstmal war, ein großes Beben bei Temperaturen um die Null Grad möchte ich mir nämlich nicht ausmalen.
Wir haben bei uns von dem Beben überhaupt nichts mitbekommen.
Zum Glück wurde der Tsunamialarm auch gegen 19 Uhr wieder zurückgenommen und es ist ja auch nichts weiter passiert.
In Miyagi wurden 5 Leute mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Könnte mir vorstellen, dass Bahnen Gefahr laufen zu entgleisen, wenn sie bei einem Beben zu schnell fahren.
Jep, dafür ist dann natürlich der Bahnverkehr erstmal sehr eingeschränkt, aber besser als, nachdem man das Erdbeben locker überlebt hat, in einer entgleisten Bahn zu sterben.